Gut genug

von Birgit Vanderbeke

Bühnenfassung von Laura Tetzlaff und Anna Gubiani

Regie: Laura Tetzlaff // Spiel: Lisa Wildmann und Felix Jeiter // Ausstattung: Katharina Müller // Komposition & Musikalische Leitung: Timo Willecke // Dramaturgie: Anna Gubiani
Premiere am 05.12.2014 im Studio Theater, Stuttgart
„Nach Peter Handkes >Kindergeschichte< ist >Gut genug< der erste ernst zunehmende Versuch, das widerständige Stück Leben in Literatur zu bringen, das ein Erwachsener mit einem Kind zubringt.“ (Die Zeit) 

© Oliver Paul

Plötzlich ist Frau Ragotsky schwanger und weiß eigentlich gar nicht, wie das geht: das Kinderkriegen. Während sie sich noch gemeinsam mit ihrem Freund A.C. durch den Dschungel von Voruntersuchungen und Erziehungsratgebern kämpft, brechen die gut gemeinten Ratschläge über beide herein: Familie, Ärzte, Freunde, Kollegen und die Nachbarn mischen kräftig mit.

Und dann kommt auch schon das Kind zur Welt und schreit und wird so rot, als ob es gleich sterben würde – an Schlaf ist nicht mehr zu denken! Aber Frau Ragotsky und A.C. sind ein tapferes Paar, das seinen Weg mit Humor geht. Es zeigt erfrischend und unverkrampft, was Kinderkriegen eigentlich bedeutet: eine Katastrophe, auf die niemand wirklich vorbereitet ist.

Birgit Vanderbekes bekannteste Erzählung ist »Das Muschelessen«. Auch hier schildert die mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin eine Alltagswelt mit viel Ironie, Humor und Leichtigkeit. Ihr Roman »Gut genug« ist Anfang der 90er Jahren erschienen und ist nun zum ersten Mal auf einer Bühne zu sehen. Von seiner Aktualität hat er nichts eingebüßt. Der Druck, dem Eltern ausgesetzt sind durch die beginnende Hinterfragung von Rollenbildern, der erwarteten Vereinbarkeit von Familie und Karriere oder der  Konkurrenz mit Helikopter-Eltern, deren Kinder schon im Kindergarten chinesisch lernen, scheint heute größer denn je. Umso heroischer wirkt Frau Ragotskys und A.C.s Beharren darauf, dass sie »Gut genug« sind, um ihr Kind großzuziehen. Auf ihre unkonventionelle Art zeigen sie, dass nicht ihr Verhalten, sondern die Realität absurd ist.

„Das perfekt aufeinander abgestimmte und immer wieder die aus Pappkartons bestehende Bühne umbauende Duo sorgte so für einen fantastischen Theaterabend voller schallendem Gelächter und so manchem zustimmenden Nicken.“ (Bonner Rheinzeitung)